Die aktuellen ECMWF-Karten zeichnen ein eindrucksvolles Bild für die kommenden ein bis zwei Wochen:
Über dem Ostatlantik und Westeuropa etabliert sich eine anhaltende Tiefdruckdominanz, deren Niederschlagsfelder und milde Luftmassen immer wieder nach Mitteleuropa gesteuert werden.
Österreich, große Teile Deutschlands und die nördliche Schweiz verharren bis etwa Mitte Dezember in der Vorderseite dieser Tiefdrucksysteme, einer Phase geprägt von feuchter, zeitweise sehr milder Südwest bis Südlage, aber auch mit wechselhaften Einschüben kälterer Luft.
West und Südeuropa: Starkniederschläge, Mitteleuropa bleibt im Übergangsbereich
Die Karte zeigt eindrucksvoll, wo die Schwerpunkte liegen:
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Britische Inseln, Frankreich, Iberische Halbinsel und Italien erleben gebietsweise extrem hohe Niederschlagsmengen.
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Mitteleuropa liegt hingegen in einer Art Pend Zone, immer wieder beeinflusst von feuchtmilden Atlantikströmungen, aber dennoch nicht vollständig in den Starkniederschlagsgebieten.
Für uns bedeutet das:
Keine beständige Großwetterlage, sondern wiederholte Frontdurchgänge, Föhnphasen und wechselhafte Temperaturverläufe.
Österreich, Deutschland, Schweiz, zwischen Milderung und Kaltluftinseln
Die Alpenregion liegt weiterhin im Übergangsbereich zwischen milder Südwestluft und regional eingelagerten Kaltluftreservoirs.
Solche Wetterlagen sind typischerweise geprägt durch:
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wechselnde Schneefallgrenzen,
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Föhnereignisse auf der Nordseite der Alpen,
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Hochnebel und zähe Kaltluft in Becken- und Tallagen,
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teils markante Temperaturkontraste über kurze Entfernungen.
Die Karte weist über Süd und Westeuropa enorme Niederschlagsmengen aus, ein Hinweis darauf, wie aktiv die Tiefdrucktätigkeit bleibt. Diese Dynamik wirkt sich direkt auf die Alpen aus.
Tirol im Fokus: Föhn oder Kaltluftdeckel?
In Nordtirol wird die Lage besonders interessant:
Ob sich die milde Südwestströmung tatsächlich bis in die tiefen Täler durchsetzt, ist in den kommenden Tagen nicht überall sicher. Die Modellunterschiede liegen insbesondere in der Stärke der Föhnkomponente.
Starke Föhnlagen
Bei gut ausgebildetem Südföhn gelingt es der milden Luft,
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das Inntal durchzumischen,
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die Temperatur deutlich anzuheben,
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Wolken zeitweise aufzulockern,
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und winterliche Kaltluft aus den Tälern zu verdrängen.
In solchen Situationen kann es in Innsbruck 5–10 °C wärmer sein als in Osttirol oder dem Unterland.
Schwächere Föhnlagen
Wenn das Föhnfenster nur zaghaft geöffnet wird, bleibt in vielen Tälern:
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Hochnebel,
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eingelagerte Kaltluft,
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temperaturnahe Nullwerte,
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teilweise auch Schneegriesel oder gefrierender Nebel.
Das bedeutet:
Während es in den Höhenlagen oder auf den Bergen föhnig mild ist, wird es am Talboden de facto deutlich kälter als die Großwetterlage erwarten ließe.
Dieses Zusammenspiel macht die Prognosen für Tirol derzeit besonders herausfordernd und meteorologisch spannend.
Wie geht es weiter? – Trend Richtung Mitte Dezember
Die großräumige Zirkulation zeigt bis etwa Mitte Dezember keine stabile Winterlage für Mitteleuropa. Stattdessen:
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Weiterhin Tiefdrucktätigkeit über dem Atlantik
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Wiederkehrende Südwestlagen und Föhnphasen
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Zwischendurch kurze Kaltluftvorstöße, vor allem nördlich der Alpen
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Wechselhafte Schneefallgrenzen, tagsüber höher, nachts oft absinkend
Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist nach derzeitigem Stand nicht in Sicht, doch die Kombination aus wechselhaften Luftmassen und alpiner Topografie sorgt dafür, dass Schneeereignisse in den höheren Lagen weiterhin wahrscheinlich bleiben.